Der eigene Weg 2024 – Spieluhr Records

Name: Stefan Klotz

Diskographie: Joy of Travelling (2019), Miniature(2024), Lightscape (2024)

Webseite: https://spieluhr-records.bandcamp.com/, https://musiciansdreampark.bandcamp.com/

Ich kann mich noch vage daran erinnern, wie ich als kleiner Junge im Urlaub im Musikinstrumenten-Museum im vogtländischen Markneukirchen vor einer großen Spieluhr stand – einem Gerät ähnlich einem Plattenspieler. Die in die Platte als Löcher eingestanzten Noten entlockten wie von Zauberhand einer komplizierten Mechanik ihre Melodien.

Meine ersten eigenen klanglichen Aktivitäten begannen 1985, als ich ein Vierspur-Tonbandgerät und ein Mikrofon geschenkt bekam. Mit einem weiteren, älteren Zweispur-Tonbandgerät und einem kleinen Mischpult konnte ich durch Überspielen erste eigene Overdubbing-Versuche machen, obwohl ich den Begriff da vermutlich noch gar nicht kannte. Mir ging es um interessante Geräusche sowie Echoeffekte von Geräuschquellen aus Alltagsgegenständen (ich hatte von den Einstürzenden Neubauten, Art Of Noise und Holger Czukay gehört…).

Meine gleichaltrigen Freunde fragten sich, wie ich das mit dem komischen, flirrenden Sound wohl gemacht hatte… Als ein Freund und ich 1985 die rein hypothetische Frage erörterten, was wir jeweils mit viel Geld machen würden, war mein Traum ein Tonstudio. Tangerine Dream, Jean-Michel Jarre, Klaus Schulze und Kitaro liefen damals bei mir auf Heavy Rotation.

Im Laufe des Erwachsenwerdens und insbesondere durch die vielen neuen Eindrücke und Freizeitmöglichkeiten nach der Wiedervereinigung 1989/90 verlor ich das Thema jahrelang aus den Augen. Aber es kam wieder. Mehr als 20 Jahre nach meinen ersten Versuchen, genauer im Frühjahr 2007, mit 40 Jahren, kam ich durch Zufall mit Software für elektronische Musik in Kontakt, und da war es um mich geschehen. Viele Tage und vor allem Nächte lang befasste ich mich in den folgenden Jahren damit, im virtuellen Studio Musikstücke zu entwickeln. Fasziniert haben mich die Möglichkeiten von Sequenzern für Leute wie mich, die kein Instrument systematisch zu spielen gelernt haben, aber trotzdem autodidaktisch musikalische Ideen verwirklichen wollen.

Man sagt ja, dass die Musik, die man in seiner Jugend favorisiert hat, einen für das Leben musikalisch sozialisiert. So sind meine Stücke überwiegend in der erkennbar elektronischen Musik zu Hause und eine Nähe zur Berliner Schule ist bei einigen Stücken herauszuhören. Meine ersten EP-Veröffentlichungen „Dramatic Synth“ und „Baltica“ datieren aus dem Jahr 2010. Nach zwei guten Kritiken auf einer einschlägigen Musikseite war ich guter Hoffnung. Die große Ernüchterung folgte nach den ersten Abrechnungen des Digitalvertriebs…

Aber trotzdem, es ließ mich nicht mehr los. Ich kaufte mir mehr Technik, lernte und probierte weiter und habe Spaß. Obwohl ich in erster Linie bei Softsynths und Softwaresequenzern, den digitalen Spieluhren des 21. Jahrhunderts, geblieben bin, habe ich mir auch ein paar Hardwaregeräte zugelegt und ein wenig Modulares. Und ich habe ab 2019 unter dem Namen „Spieluhr Records“ wieder EP’s herausgebracht, die in den vergangenen Jahren entstanden waren. Zu finden sind alle auf Bandcamp. Und weitere Veröffentlichungen sind in Vorbereitung.

Quelle: Künstler-Info/Webseite